Bau und StreckeneröffnungDie Großherzoglich Hessischen Staatseisenbahnen erhielten 1895 die Baugenehmigung für den Bau der „Rodgaubahn“ von Offenbach (Main) über Dieburg nach Reinheim. Die 38,44 Kilometer lange eingleisige Bahnstrecke ging am 1. Oktober 1896 in Betrieb.
Das Empfangsgebäude Jügesheim
Das zweistöckige Stationsgebäude aus gelben Backstein und Gliederung aus rotem Zierklinker war eine Variante des Typenbaus von 1896 des Bahnhofs Weiskirchen. Die Giebelfronten des auf T-förmigen Grundriss errichteten Gebäudes besaßen Blendbögen mit eisernen Zugankern, die in der Form von Initialen geschmiedet waren. Nördlich war ein traufenständiger, einstöckiger Anbau aus Holz entstanden, in dem sich der Güterschuppen befand. Daneben war ein separates Toilettenhäuschen gebaut worden. Im Erdgeschoss gab es Warteräume, ein Fahrkarten-, Expressgut- und Gepäckschalter sowie weitere Diensträume. Im Obergeschoss waren die Dienstwohnungen.Für den Güterverkehr war die Bahnstation nur eingeschränkt nutzbar, da er keine Kopframpe (OK) besaß.Der Bahnhof gehörte 1938 zur Rangklasse IV.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•Ein Stellwerksraum wurde 1914 auf dem Hausbahnsteig angebaut.•In den 1950er-Jahren entstand ein Güterschuppenanbau.•Im Jahr 2000 wurde die Güterabfertigung stillgelegt.•2003 wurde der Haltepunkt für den S-Bahn-Betrieb grundlegend umgebaut und am 13. Dezember eröffnet. Dabei erhielt der Bahnhof zwei Außenbahnsteige, die durch eine Unterführung verbunden waren.•2004 brannte der Güterschuppen ab.•Nach 2013 verkaufte die Deutsche Bahn AG das Stationsgebäude an einen Gastronomiebetrieb, der das Gebäude in eineinhalb Jahren vorbildlich sanierte.•Am 15. Juli 2016 eröffnete der Eigentümer ein Café „Gleis 3“.Was hat sich verändert, was ist gebliebenAuf den Grundmauern des Güterschuppenanbaus errichtete man einen modernen Anbau, der leider das Gesamtbild stört. Das eigentliche Stationsgebäude und der Stellwerksraum sind weitgehend erhalten. Besonders hervorzuheben ist, dass die bahntypischen Einrichtungen im Erdgeschoss, soweit es ging ,erhalten blieben. Das Empfangsgebäude steht unter hessischem Denkmalschutz.
Planung und KonzessionMit Hessischen Gesetz von 15. November 1890 (Hessisches Regierungsblatt Jahrgang 1890 Nr. 47 Seite 319) erhielt die Hessische Staatseisenbahn die Konzession zum Bau und Betrieb einer Eisenbahnstrecke von Offenburg (Main) Ost nach Rheinheim (Odenw) und einer Stichbahn von Offenbach-Bieber nach Dietzenbach (Hessen).